Hinter den Kulissen der Mörscher Sieben

Ein Blick auf das, was keiner sieht

Samstagmorgen, Punkt sechs Uhr. Es ist noch dämmrig, die Straßen sind leer, und die Luft riecht nach feuchtem Herbstlaub. Ich stehe schon am Startpunkt in Morschen noch bevor die ersten Läufer kommen. Der Platz ist ruhig, nur ein paar Helfer wuseln herum, bauen Tische auf, stellen Absperrungen und Banner. Man spürt schon jetzt diese besondere Spannung, die in der Luft liegt. Heute ist Mörscher Sieben, unsere große Wanderveranstaltung, organisiert vom TSV Altmorschen.

Mehr als 300 Läuferinnen und Läufer sind gemeldet, und rund 100 Helfer sorgen dafür, dass alles läuft im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin einer von ihnen, mittendrin statt nur dabei.

Schon seit Tagen dreht sich alles um diese Veranstaltung: Wer bringt wann was wohin und vor allem klappt alles rechtzeitig? Denn eines ist klar: Hinter den Kulissen einer solchen Veranstaltung läuft nie alles komplett nach Plan. Aber genau das macht’s spannend.

Donnerstag – Der Startschuss im Hintergrund

Für viele beginnt die Mörscher Sieben am Samstagmorgen, wenn sie loswandern. Für uns startet sie schon am Donnerstag mit einem Transporter voller Getränke, Obst und Kisten.

Wir haben Wasserkisten geschleppt, Apfel- und Bananenkartons gestapelt und die ersten Stationen vorbereitet.

In Heina, Konnefeld und Wichte standen die großen Verpflegungspunkte, wo es später Frühstück, Mittagessen und Kuchen geben sollte. Doch an diesem Tag war alles noch ruhig – leere Straßen, kalte Luft, ein paar helfende Hände. Nur unsere Stimmen hallten über die Plätze.

Zwischendurch habe ich mir wirklich gedacht: Wie soll das bis Samstag alles fertig sein?

Aber dann packt jeder mit an. Einer reicht die Kiste, der andere schraubt ein Schild fest, jemand bringt spontan noch Kabelbinder. Man merkt, wie eingespielt das Team ist und dass hier alle das Gleiche wollen: dass der Samstag reibungslos läuft.

Freitag – Feinschliff und Nervenkitzel

Am Freitag kam der Feinschliff. Die restlichen Lebensmittel wurden verteilt, Beschilderungen überprüft, Stationen bestückt.

Die Mörscher Sieben hat ja wirklich für jeden etwas: 10, 20, 30 und 42 Kilometer, plus eine Kinderstrecke. Damit alle gut versorgt sind, hatten wir neben den großen Stationen auch kleine Verpflegungsstände in Neumorschen, Altmorschen und Eubach. Dort gab’s Wasser, Obst und kleine Snacks einfache Dinge, aber Gold wert auf langen Strecken.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Ein bisschen Sonne, herbstlich-kühle Luft perfekt. Beim letzten Kontrollgang durch die Felder und Waldstücke sah alles ruhig und friedlich aus. Ich erinnere mich an diesen Moment, als ich kurz stehen blieb und dachte: Morgen wird das hier voller Leben sein.

Am Abend dann der übliche Endspurt: Listen checken, Tische zählen, Schilder durchgehen. Fehlt noch irgendwas?

Samstag – Der große Tag

Um 6:00 Uhr war ich am Startpunkt in Morschen. Noch war es dämmerig, aber man spürte schon, dass dieser Tag besonders wird. Die ersten Helfer stellten Tische auf, verlegten Kabel, richteten den Anmeldebereich ein. Ich schnappte mir eine Kiste mit Startnummern und half, die Anmeldung aufzubauen.

Das ist immer der Ort, wo die Veranstaltung wirklich lebendig wird. Nach und nach trafen die ersten Läufer ein: Manche im Partnerlook, andere mit Kindern oder Hunden, viele mit einem Lächeln im Gesicht.

Die Stimmung war fröhlich, aber konzentriert. Alle wollten los, und wir wollten, dass alles glatt läuft.

Kurz vor dem Start wurde es richtig voll. Stimmengewirr, Schritte, Lachen – und plötzlich war es 8:15 Uhr. Der Startschuss fiel.

Ein kurzer Moment der Stille, dann setzte sich die bunte Menge in Bewegung. 10 Kilometer, 20, 30, 42 – die Gruppen verteilten sich in alle Richtungen. Der Platz, der eben noch voller Leben war, wurde plötzlich ruhig.

Wenn alles gleichzeitig passiert

Sobald die ersten Wanderer unterwegs waren, ging’s für uns richtig los. Die Anmeldung wurde abgebaut, der Platz musste umgeräumt werden, und überall brauchte jemand Hilfe. Ich war so etwas wie das „Springer-Team“ immer dort, wo gerade eine Hand fehlte.

Ein paar Tische mussten getragen, Müllsäcke gewechselt oder Getränke aufgefüllt werden. Man kommt kaum zur Ruhe, aber genau das liebe ich daran: überall ist Bewegung.

Am späten Vormittag zogen dunkle Wolken auf. Erst dachte ich, das geht vorbei tat es aber nicht ganz. Es fing leicht an zu regnen. Zum Glück nicht stark, aber genug, dass alle kurz die Jacken überzogen.

Die Läufer nahmen’s mit Humor und tatsächlich, der Regen tat irgendwie gut.

Nach einer Viertelstunde war’s vorbei, die Sonne kam zurück, und der Asphalt dampfte leicht. Ein typisches Herbstbild in Nordhessen.

Stationen, Suppen und Kuchen

Während die Teilnehmer ihre Kilometer abspulten, lief auch bei uns alles auf Hochtouren.

In Heina gab’s Frühstück frische Brötchen, Kaffee, Saft. In Konnefeld wurde Suppe zum Mittag ausgegeben, und in Wichte warteten Kaffee und Kuchen.

An den kleineren Stationen in Neumorschen, Altmorschen und Eubach gab’s Obst, Wasser und Snacks kleine Pausen, die viel bewirkten.

Ich fuhr im Laufe des Tages zu mehreren Stationen. Überall das gleiche Bild: gute Laune, hilfsbereite Menschen, und Wanderer, die dankbar über einen warmen Tee oder ein Stück Apfel waren.

Natürlich lief nicht alles perfekt. Aber das gehört dazu.

Solche kleinen Momente zeigen, dass Improvisation oft die beste Planung ist.

Der Zieleinlauf – und das Gefühl, dass es geschafft ist

Am Nachmittag kamen die ersten wieder ins Ziel.

Erschöpft, verschwitzt, aber glücklich. Man sah es jedem an: Egal ob zehn oder zweiundvierzig Kilometer das hier war eine Leistung.

Am Ziel gab’s Bratwurst, Suppe und Getränke, Musik lief im Hintergrund, und überall hörte man Lachen und Gespräche.

Ich lehnte mich einen Moment an die Absperrung, trank einen Kaffee und ließ die Szene auf mich wirken.

Kinder, die stolz ihre Medaille zeigten, Gruppen, die sich abklatschten, Helfer, die trotz müder Beine grinsten es war einfach schön.

In solchen Momenten wird einem bewusst, warum man das alles macht: für genau dieses Gefühl, wenn aus vielen kleinen Aufgaben ein großes Ganzes entsteht.

Sonntag – Der stille Tag danach

Der nächste Tag fühlte sich fast surreal an.

Der Platz, der am Vortag noch voller Menschen war, lag nun still da. Kein Stimmengewirr, kein Laufen, nur das Rauschen der Bäume.

Wir kamen zusammen, um aufzuräumen. Zelte, Bänke, Banner, Kabel alles wurde wieder verpackt und verladen.

Trotz der Müdigkeit war die Stimmung gelöst.

Jeder wusste, dass das Event ein voller Erfolg war. Zwischen dem Abbauen erzählten wir uns kleine Geschichten vom Vortag lustige Missverständnisse, nette Begegnungen, spontane Aktionen.

Man lacht, man schüttelt den Kopf, und man weiß: Genau diese Momente machen es besonders.

Mein persönliches Fazit

Wenn man hinter den Kulissen einer Veranstaltung wie der Mörscher Sieben steht, sieht man sie mit ganz anderen Augen.

Für die Teilnehmer ist es eine schöne Wanderung durch die Natur. Für uns ist es ein Gemeinschaftsprojekt, das Wochen vorher beginnt und erst endet, wenn der letzte Tisch verstaut ist.

Ich habe in diesen Tagen gelernt, dass Organisation nicht nur aus Planung besteht, sondern auch aus Spontanität, Teamgeist und Humor.

Und dass selbst ein kleiner Regenschauer kein Problem ist, wenn man gemeinsam anpackt.

Es war anstrengend, ja. Aber auch erfüllend.

Die Mörscher Sieben ist eben nicht nur eine Wanderveranstaltung – sie ist ein Stück Morschen, ein Stück Zusammenhalt, und jedes Jahr wieder ein Beweis dafür, was möglich ist, wenn viele Menschen mit Herz dabei sind.

Titelbild von Lars Steuber